YOGA NIDRA
Yoga Nidra ist eine Tiefenentspannung für Körper und Geist und ebenso eine tantrische Meditation. In der Form, wie sie heute meist umgesetzt wird, wurde sie von Paramahamsa Satyananda Saraswati entwickelt und gilt als Essenz des Satyananda Yoga. Auch hier haben sich so viele verschiedene Richtungen herauskristalisiert, wie es wohl Lehrer gibt.
Stress und Verspannungen sind die häufigsten Probleme unserer schnelllebigen, modernen Gesellschaft. Daraus entsteht der mit Abstand grösste Anteil unserer körperlichen und seelischen Leiden wie Schlaflosigkeit, Angst, Depressionen, Herzbeschwerden, Kreislaufbeschwerden und vieles mehr. Diese führen zu Stress und Verspannungen. Ein Teufelskreis den zu unterbrechen es gilt, um ein gesundes und lebensspendendes Leben zu führen.
Die Kräfte, die uns aus der Mitte schleudern
Es gibt zwei Hauptkräfte in der Natur des Menschen. Zum einen die Zentrifugalkraft, die uns nach Aussen treibt, in die Welt der sinnlichen Wahrnehmung und damit auch in konditioniertes Verhalten. Dem gegenüber steht die Zentripetalkraft, welche nach innen weist, zum Selbst, zum freien Willen und zur Unabhängigkeit. Die erste Kraft ist laut und fordernd, die zweite in der Stille zu erfahren. Im Yoga Nidra üben wir wieder auf die zweite Kraft zu hören und in unsere Mitte zu finden.
Zur Ruhe kommen
Bei Yoga Nidra befreit der Körper sich von Spannungen, die Gedanken kommen in der Gegenwart zur Ruhe. Die Gefühle werden friedlich und harmonisch. Ein Gefühl der inneren Ruhe und Ausgeglichenheit entsteht.
Der Schlüssel zur Gesundheit
Der Schlüssel zu Gesundheit und Heilung liegt in uns verborgen. Aktives passiv sein, wie wir es in allen Formen der Meditation finden, sind mögliche Methoden zur Lösung und um aktiv loszulassen.
Die berühmte Sanskrit Formel „tat vam asi“ bedeutet, dass wir in der ganzen Welt nur uns selbst begegnen, tausendfach gespiegelt. Die Welt ist ein Spiegel. Wenn wir angelächelt werden möchten, sollten wir lernen erst selber zu lächeln.
Die drei Arten von Verspannungen
Körperliche Verspannungen betreffen die Muskeln, das Nerven- und das Endokrinsystem (Hormone, welche u.a. die Alterungsprozesse, die Pubertät und die Menopause steuern). Diese Verspannungen können durch eine tiefe körperliche Entspannung, die im Zustand von Yoga Nidra erreicht wird, gelöst werden.
Emotionale Verspannungen haben ihre Wurzeln in den unterschiedlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Verhaltensmustern. Es bereitet uns Mühe, unsere Gefühle frei und offen zu äussern. Wir wehren uns oft, Gefühle zuzulassen, stattdessen unterdrücken wir sie. Die daraus resultierenden Spannungen graben sich immer tiefer ein. Es ist oft nicht mehr möglich, diese Verspannungen durch gewöhnlichen Schlaf aufzulösen. Yoga Nidra regelmässig angewandt kann die gesamte emotionale Struktur beruhigen.
Mentale Verspannungen resultieren aus einem Übermass an Gedanken. Der Geist besteht aus einem Strudel von Schwingungen, Phantasien und Verwirrungen. Während des ganzen Lebens werden die Erfahrungen, die von unserem Bewusstsein aufgenommen werden, im Mentalkörper angesammelt. Ungeduld, wütende Reaktionen und lautes Reden sind Möglichkeiten, sich von Zeit zu Zeit eruptiv Luft zu verschaffen. Entspannung auf mentaler Ebene bedeutet, Realitätssinn zu entwickeln. Das heisst, sämtliche Illusionen hinter sich zu lassen und das, was ist, als Gegenwart zu erkennen. Die Gegenwart ist die einzige Realität. Yoga Nidra hilft, sich der Realität mutig zu stellen.
Erst wenn alle drei Arten der Verspannungen gelöst sind, kann Schlaf wirklich erholsam und der Wachzustand entspannt und gelöst sein.
Durch Yoga Nidra erlangen wir die Fähigkeit, bewusst zu schlafen und unsere schöpferischen Kräfte zu mobilisieren.
Einige Tipps für die Praxis
Yoga Nidra muss wie alles Neue im Leben gelernt und geübt werden. Es ist ein Training des Geistes, dem Körper ist dabei nichts anzusehen, der dieser liegt ganz ruhig auf dem Boden.
Du darfst dich im Yoga Nidra vollkommen entspannen und wohl fühlen. Yoga Nidra ist lediglich zu Beginn eine Konzentration. Danach darf das Unbewusste zu grossen Teilen übernehmen. Wenn du den Anweisungen aufmerksam folgst, ist es möglich, die Tore zu tieferen Persönlichkeitsschichten zu öffnen.
Wenn du zwischendurch Anweisungen verpasst, dann ist das nicht schlimm. Wichtig ist nur, dass du immer wieder auf die Stimme zurückkommst und alles, was geschieht, bewusst und unvoreingenommen betrachtest. Du bist und bleibst während der ganzen Übung der Beobachter Deiner Selbst.
Forschungsergebnisse zeigen, dass selbst Menschen, die in der Meditation geübt sind, bis zu 50% der Zeit verschlafen. Es kann auch sein, dass negative Gedanken oder verwirrende Bilder während der Übung auftauchen können. Es handelt sich dabei um mentale Schlacken, die in tieferen Bewusstseinsschichten liegen und ein Ventil suchen. Bleibe unbedingt Beobachter und lass sie zu, ohne dich mit ihnen zu beschäftigen. Du brauchst sie nicht zu lösen oder zu verstehen. Sie werden sich von allein erschöpfen.
Yoga Nidra und das Gehirn
Neurochirurgen konnten nachweisen, dass jeder Teil des Körpers kartographisch auf der Oberfläche des zentralen Gyrus, der Falte der sensomotorischen Rinde des Gehirns, abgebildet ist.
Das Gehirn ist unser Instrument, um Körper, Gedanken und Gefühle zu einer harmonischen Einheit zusammenzufügen. Der Neurochirurg wirkt auf den Körper ein, indem er das Gehirn stimuliert. Der Yoga Nidra Schüler beginnt am anderen Ende des Nervenweges, er steigert die Körperwahrnehmung, um das Gehirn zu stimulieren.