PRANAYAMA

Jeder Mensch atmet pro Tag etwa 20’000 – 30’000 Mal ein und aus. Die meisten Menschen tun dies unbewusst. Oftmals sind die Atemgewohnheiten eher schlecht und wenig effektiv. In diesen Fällen wird verbrauchte Luft in den Lungen angesammelt. Die Folge sind Antriebslosigkeit und Leistungsschwäche.

Falsches Atmen kann auch ein Indiz für Stress sein. Die Atemzüge sind dann eher flach und kurz. Dies verhindert, dass die ca. 4 Liter Blut im Körper ausreichend Sauerstoff erhalten. Als Resultat können nicht alle Giftstoffe abtransportiert werden, was zu einer Vergiftung von Zellen und Organen führen kann. Resultierend daraus fühlt sich die Person angeschlagen und träge.

Richtiges Atmen
Ein- und Ausatmen sollte man immer und ausschließlich durch die Nase. Nach jedem Ein- bzw. Ausatmen entsteht eine kurze Atempause in welcher der Sauerstoff in die Zellen gelangen kann.

Richtiges Atmen entspannt den Geist, die Muskeln und Organe und hilft Spannungen in unserem Organismus zu verhindern. Richtiges Atmen bedeutet inneren Frieden und Ruhe zu gewinnen.

Die yogischen Atemtechniken (Prana-Yama) 
Prana bedeutet Atem, Atmung, Leben, Vitalität, Wind, Energie oder Lebenskraft. Das Wort bezeichnet u.a. die vitalen Atemzüge. Ayama bedeutet Länge, Ausdehnung, ausstrecken oder zurückziehen. So bedeutet Prãnãyãma die Ausdehnung des Atems und seine Beherrschung/Kontrolle.

Pranayama ist die vierte Stufe im achtgliedrigen Weg des Pantajali und wird im vierten Kapitel der Hatha Yoga Pradipika ausführlich erklärt.

Pranayama-Übungen sind gezielte Atemtechniken und ein wichtiger Bestandteil des klassischen Yoga. Mit den Übungen wird der Atem unter Kontrolle gebracht, damit er seine Funktion optimal erfüllen kann. Es werden günstige Voraussetzungen geschaffen, damit sich die Lebensenergie entfalten kann.

Der Yogi geht davon aus, dass sich sein Leben nicht durch die Zahl seiner Lebenstage, sondern nach der Anzahl seiner Atemzüge ergibt. Darum befolgt er die rhythmische Vorlage eines reinen, langen und tiefen Atmens. Denn so strömt am meisten Prana (Lebensenergie) ein und kann dann am besten durch den Körper bzw. seine Energiefelder zirkulieren. Die Qualität des Atems ist maßgebend für das vegetative Nervensystem und damit auch jede Körperfunktion, die damit verbunden ist. Eine gute Atemqualität stärkt das Gemüt, hebt die Stimmung und aktiviert die Gehirntätigkeit.

Es wird generell eine enge Verbindung und Wechselwirkung zwischen ruhigem Geist und ruhigem Atem gesehen.

Der Atem aus yogischer Sicht
Es gibt 3 Funktionen des Atems:

  • Einatmen – Pûraka (Atemfülle)
  • Ausatmen – Rechaka (Atemleere)
  • Anhalten des Atems – Kumbhaka (Atemstille)

Es gibt 2 Arten von Kumbhaka’s:

  • Antara Kumbhaka – Anhaltung des Atems nach vollständiger Einatmung
  • Bahaya Kumbhaka – Anhaltung des Atems nach vollständiger Ausatmung

Bahaya Kumbhaka darf erst ausgeführt werden, wenn Antara Kumbhaka mühelos gelingt.

Regelmässiges Pranayama wirkt sehr intensiv auf den Körper und das vegetative Nervensystem. Es darf  dementsprechend nur nach vollständiger Reinigung der Körpersysteme (Shatkarmas) sowie unter Anleitung eines erfahrenen Lehrers praktiziert werden. Beginne mit kurzen Sequenzen und steigere nur langsam und in kleinen Schritten die Dauer und Intensität!

Einige Hinweise:

  • Die beste Zeit für die Übung ist der frühe Morgen (besonders vor Sonnenaufgang) und die Zeit nach Sonnenuntergang. In dieser Zeit herrschen besonders günstige energetische Verhältnisse.
  • Die besten Jahreszeiten um mit Pranayama zu beginnen sind Frühling und Herbst, weil das Klima dann mässig ist.
  • Pranayama sollte an einem sauberen, gut gelüfteten Ort geübt werden. Da Lärm innere Unruhe schafft, sollte man in ruhigen Stunden üben.
  • Reinige deinen Körper innerlich (Kriya) wie äußerlich vor Pranayama.
  • Pranayama sollte vorzugsweise mit leerem Magen geübt werden.
  • Eine halbe Stunde nach Pranayama kann leichte Nahrung eingenommen werden.

Die Wechselatmung (Nadi Sodhana)
Diese Atemtechnik wird empfohlen, bevor fortgeschrittene Übungen der Atemregulierung durchgeführt werden.

Die Übersetzung ist die „Reinigung der Nadis“. Nadis sind Energiekanäle die, den ganzen Körper durchziehen und in denen die Lebensenergie Prana zirkuliert. Man kann sie mit den Meridianen in der Chinesischen Medizin vergleichen, in denen das Chi – der chinesische Ausdruck für Lebensenergie – zirkuliert.

Bei der Wechselatmung atmen wir abwechselnd durch die einzelnen Nasengänge ein und aus.

  • Der rechte Nasengang ist der Sonne zugeordnet und damit der Wärme, der Aktivität, dem Intellekt und der männlichen Energie.
  • Der linke Nasengang ist dem Mond zugeordnet, der Kühle, dem Ruhen und der weiblichen Energie.
  • Die Atemübung steigert unsere Wachsamkeit.
  • Beruhigt die Nerven und führt schnell zu einer tiefen Ruhe der Gedanken.
  • Sie verbindet die rechte und linke Körper und Gehirnhälfte.

Nimm einen angenehmen und stabilen Sitz ein (du kannst dich auch auf einen Stuhl setzen) und richte deinen Rücken auf. Lege die linke Hand auf den Oberschenkel und praktiziere mit der rechten Hand die Nasenverschlüsse.

  • Beginne mit einer Ausatmung durch beide Nasenlöcher. Schließe dann das rechte Nasenloch mit  dem Daumen der rechten Hand.
  • Atme langsam, stetig und tief durch das linke Nasenloch ein.
  • Nach der vollständigen Einatmung verschließe das linke Nasenloch sanft (!) mit dem Ring- und kleinen Finger der rechten Hand.
  • Öffne das rechte Nasenloch wieder und atme langsam, stetig und tief durch das rechte Nasenloch aus. Leere die Lungen vollständig.
  • Nun atme wieder durch das rechte Nasenloch langsam stetig und tief ein.
  • Verschließe rechts mit dem Daumen
  • Öffne links und atme links aus
  • Atme links ein, verschließe links mit Ringfinger und kleinem Finger
  • Öffne rechts und atme rechts aus
  • Atme rechts ein, verschließe rechts
  • Atme links aus
  • Atme links ein, verschließe links
  • Etc.
  • Beende den Zyklus mit einer Ausatmung links